Viele, die zum ersten Mal eine Website brauchen, denken diese mangels Erfahrung noch in Druck-Dimensionen. Warum das aus technischen Gründen nicht funktioniert, habe ich in meinem Beitrag „Das Web ist nicht aus Papier“ erklärt. Welche Konsequenzen das aber sonst noch für die Gestaltung hat, möchte ich hier zeigen.
Dazu arbeite ich gern mit der Grafik, die Peter Müller in seinem nach wie vor lesenswerten Artikel „7 Qualitätskriterien zur Beurteilung von Webseiten – und Web-Designern“ verwendet hatte und die wir 2016 noch einmal für mein Blog neu erstellt hatten.
Diese Grafik zeigt, auf welche Weise eine Website konzipiert werden kann, nämlich entweder von der Optik her (rechte Seite) oder von der Funktion (linke Seite):
Wie ich arbeite
Wenn ich ein Konzept für eine neue Website erstelle, fange ich mit den funktionalen und inhaltlichen Bedürfnissen des Kunden links an. Wenn das geklärt ist, gehe ich das Design an, um das Ganze von der rechten Seite her so zu gestalten, dass das Projekt irgendwo in der Mitte vollendet werden kann. Wie weit links oder rechts von der Mitte, das richtet sich nach
- dem Thema der Website
- den technischen Möglichkeiten
- dem zur Verfügung stehenden Material
- aktuellen Designstandards
- und innerhalb dieser Parameter natürlich auch nach dem Geschmack des Betreibers
Zwischen Nachrichten und Onlinespiel
Meine Website z.B. hat nur wenige Schmuckelemente, da mein Fokus auf den Inhalten, sprich den Texten liegt. Außerdem bevorzuge ich die mobile Nutzung, weswegen ich auch in der Variante für größere Bildschirme die Sidebar im Blog komplett abgeschafft habe. Das Weglassen von Schmuckelementen bedeutet dabei nicht automtisch das Fehlen von Design. Trotzdem befindet sich meine Website in der obigen Grafik eher links von der Mitte.
Andere Websites liegen auf der obigen Grafik weiter rechts als meine. Solange aber die Inhalte die Hauptsache sein sollen, darf das Design nicht die Überhand gewinnen, sondern sollte dazu da sein, die Inhalte passend hervorzuheben. Das gilt v.a. für Unternehmenswebsites. Gerade für Unternehmenswebsites steht ein klares unverschnörkeltes Design mit schnellen Ladezeiten auch für Seriosität.
Es ist natürlich wünschenswert, Unternehmensfarben, -logo, und -schrifttypen mit einzubeziehen (dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Farbwahl auf allen Ausgabegeräten angenehm bleibt). Aber mit dem optischen Aufbau einer Website kann ich erst dann anfangen, wenn ich weiß, welche Inhalte zu welchem Zweck, in welcher Weise und in welcher Struktur darauf kommuniziert werden sollen.
Wer also den Webdesigner anheuert bevor er ein Konzept von den Inhalten hat, bestellt den Maler bevor er das Haus gebaut hat.
Eine Website, die deutlich rechts von der Mitte liegt, wäre hingegen eine, bei der es nicht um die Inhalte, sondern um die Gestaltung selbst geht. Oder darum, dass die Gestaltung den Inhalt ausmacht, wie z.B. bei Onlinespielen.
Über den Look hinausdenken
So oder so sollte das Design darauf ausgerichtet sein, die Benutzerfreundlichkeit einer Website zu fördern. Eine Website, die nur schön aussieht, auf der man sich aber nicht zurechtfindet, wird ihren Zweck nicht erfüllen.
Dasselbe gilt für Websites, die nur auf einem Ausgabegerät schön aussehen oder überhaupt vernünftig benutzbar sind. Leider gibt es immer noch Webdesigner, die das nicht berücksichtigen. Wer seine Website nicht responsiv gestaltet, also so, dass sie auf Desktop und mobil, auf Smartphone wie auf Tablet vernünftig dargestellt wird, der muss sich nicht wundern, wenn die Zugriffszahlen zu wünschen übrig lassen.
Andere Gesichtspunkte wie die richtige Ausstattung fürs Sharing in Social Media (von Share-Optimierung bis Sharebuttons) oder die Optimierung v.a. der mobilen Ladezeiten gehören heute ebenso zum Standard.
Wenn Sie also daran denken, Ihre nächste Website zu konzipieren, hilft Ihnen vielleicht die obige Grafik dabei, vor lauter Slidern, Parallaxeffekten und Gestaltungsideen aus dem Printbereich nicht den Fokus darauf zu verlieren, was Sie mit der Website eigentlich transportieren wollten. Nämlich Ihre Produkte oder Dienstleistungen optimal zu präsentieren, Vertrauen in und Bindung an Ihre Person /Ihr Unternehmen zu erzielen und das über Inhalte, die für die Besucher der Website relevant und weitersagenswert sind.
Wenn ich Ihr Interesse geweckt habe mit mir zu arbeiten, freue ich mich, wenn Sie hier mit mir
Titelfoto: Leopictures, Pixabay
Kommentare
Eine Antwort zu „Wollen Sie informieren oder ist das Kunst?“
[…] Wollen Sie informieren, oder ist das Kunst? […]